40 Jahre Museum für Fotokopie: Lebenswerk und lebendiges Archiv

Die Zweckentfremdung und spielerische Aneignung des Kopierers revolutionierte die Kunst und verhalf Oppositionellen und Punks zu den ersten alternativen Kommunikationsmedien. Mit dieser Magie der Kopie und der zugrundeliegenden Technik beschäftigt sich das Museum für Fotokopie, das seit 2018 seine feste Heimat im Makroscope hat. Es bietet mehr als nur eine bedeutende Sammlung aus den Bereichen Technik und Copy Art. Es ist auch Bibliothek, Ort für Workshops - und Spielplatz. Vor genau 40 Jahren eröffnete die erste Ausstellung. Happy Birthday!

Das Museum versteht sich als eine künstlerisch-technische Plattform und als Forum für Theorie und Praxis der Kopie und deren vielfältige Einflüsse auf die Gesellschaft, die Kommunikationsmedien und die Kunst. Es verfügt über eine international bedeutende Sammlung von Copy Art, Kopiergeräten und zur Geschichte der Fotokopie - im Museum wird erforscht, gesammelt und dokumentiert. Ein offener Ort für den Austausch und die Vermittlung rund um das Phänomen Kopie. Themenbezogene Ausstellungen, Publikationen, Vorträge sowie Workshops zu alten und neuen Kopierverfahren wenden sich an alle Interessierten. Oberstes Ziel ist dabei, aus den verschiedenartigen Kontexten der Kopie, stets einen Bezug zur Gegenwart herauszuarbeiten sowohl im künstlerischen, als auch im technischen Bereich. In der Sammlung befinden sich Kopiergeräte aus über 100 Jahren. Ihren Schwerpunkt bildet die moderne Fotokopie von den frühen 50er Jahren bis hin zur ersten Generation digitaler Fotokopierer Mitte der 80er Jahre. Zu den Highlights gehören die ersten deutschen Blitzkopierer (Agfa Copyrapid, ab 1949) und die ersten noch manuellen XeroXApparate (Harold Company, ab 1950). Die Sammlung beinhaltet Geräte zu allen der sieben grundlegenden Fotokopierverfahren sowie zu den wichtigsten technologischen Innovationsschritten in der Bürokopiertechnik. Außerdem haben auch einige wichtige Vertreter*innen der Copy Art Geräte gestiftet.

Die Magie der Kopie entdecken

Mehrere analoge Kopiermaschinen der Sammlung sind betriebsbereit - und damit kommen wir zur besonderen Magie der Kopie. Die können Gäste und Hausnutzer* innen ganz spielerisch erleben, wenn sie mit den Geräten intuitiv arbeiten. Sei es, um Poster, Flyer und Zines zu erstellen, oder sogar wenn die Kopierer als Instrumente fungieren. Denn im MFF Radio (Link) erscheint jeden Monat ein Stück Musik von stets wechselnden Künstler* innen, das unter Verwendung von Kopierern des Museums entstanden ist. Im Februar erschien die 50. Ausgabe.

Unser weiterhin wachsende Archiv von Copy Art umfasst zahlreiche Arbeiten bekannter und weniger bekannter Künstler* innen, darunter Guy Bleus, Anna und Bernhard Johannes Blume, Paulo Bruschky, Dore O, Global Art Fusion (Beuys, Higashiyama und Warhol), Wolfgang Hainke, Pati Hill, David Hockney, Sarah Jackson, Joseph Kadar, Mark Pawson, Lieve Prins, Robert Rauschenberg, Sonia Sheridan, Timm Ulrichs. Auch eine Sammlung von Punk-Zines aus den späten 1970er Jahren gehört zum Archiv - ein wichtiges Beispiel dafür, wie sich verschiedene Subkulturen den Kopierer als Produktionsmittel früher Undergroundmedien angeeignet haben.

All dies aufgebaut hat der Künstler Klaus Urbons - in fast 40 Jahren Sammlungsgeschichte. Es ist ein Lebenswerk, das im Makroscope endlich einen festen Ort gefunden hat. In den vergangenen Jahren haben wir den Museumsraum aufwendig renoviert, sodas mittlerweile eine professionelle Ausstellungs- und Archivsituation gegeben ist. Aber ein Ausflug ins MFF ist auch digital möglich: Auf museum-fotokopie.de kann nicht nur ein Großteil des Archivs durchstöbert, sondern auch kopiert werden.

Beste Gelegenheit für einen analogen Besuch ist die große Ausstellung zum 40. Geburtstag. Titel: Widerborstiges Publizieren. Vernissage: 15. Mai. Safe the date! Wir öffnen unser Kopiekunst-Archiv und erkunden die Möglichkeiten der unzähligen Geräte, die Klaus Urbons in Mülheim an der Ruhr seit 1985 gesammelt hat. Kunstwerke zu Selfies und Selbstportraits mithilfe von Apparaten erzählen die Geschichte des Museums und widerborstiger Formen des Publizierens, von Copyart über Zine bis zu Piratenradios.

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