Vortrag von Dr. Julia Bernstein und Sophie Brüss, Moderation: Dominik Meder. Eintritt frei.
Antisemitische Einstellungen existieren seit Jahrhunderten auf dem europäischen Kontinent. Nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gelten sie zwar als verpönt, dennoch sind sie auch in Deutschland weiterhin handfest präsent. Ist Antisemitismus Teil unseres kulturellen Erbes? Antisemitismus hat viele Gesichter und differenziert sich in immer neue und verschiedene Formen aus. Gleich geblieben sind die Stereotypisierung von und der Hass auf Jüdinnen und Juden.
Nach wie vor ist Antisemitismus ein Weltbild, das immer wieder auch zu diskriminierenden Handlungen im Alltag bis hin zu Straf- und Gewalttaten gegenüber Menschen jüdischen Glaubens und mit jüdischen Wurzeln führt. Nordrhein-Westfalen verzeichnete in den vergangenen Jahren einen besorgniserregenden Anstieg antisemitisch motivierter Straftaten.
Diese Kontinuitäten des Antisemitismus hinterlassen Spuren in der jüdischen Community. Zu einem umfassenden Verständnis des Phänomens Antisemitismus gehört es daher, die Perspektiven von Jüdinnen und Juden als Betroffene und Expert*innen einzubeziehen. Diese Veranstaltung setzt sich eingehend mit Formen und Verbreitung des Antisemitismus in unserer Gesellschaft auseinander.
Dr. Julia Bernstein, Professorin für soziale Ungleichheiten und Diskriminierungserfahrungen im Fach Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u. a. Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeiten und Rassismen in den Institutionen, visuellen Medien und im Alltag, Interkulturalitätsfragen, Jüdische Identität im gesellschaftlichen Wandel, Stereotypisierungs- und Ethnisierungsprozesse. Zu ihren Publikationen gehört u. a. ein Studienbericht im Auftrag des zweiten Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus des Deutschen Bundestages Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in Deutschland (in Kooperation mit Andreas Zick, Andreas Hövermann und Silke Jensen), Antisemitismus an Schulen in Deutschland. Analysen – Befunde – Handlungsoptionen. Weinheim 2020; Israelbezogener Antisemitismus. Erkennen – Handeln – Vorbeugen. Weinheim 2021
Sophie Brüss studierte Romanische Philologie und Volkswirtschaftslehre an der Uni Bonn und absolvierte eine Zusatzausbildung zur Theaterpädagogin in Köln. Seit mehr als 15 Jahren setzt sie sich beruflich und künstlerisch mit Antisemitismus auseinander. 2017 wurde sie mit dem Aufbau von SABRA NRW betraut, wo sie aktuell als Referentin für Antidiskriminierungsarbeit angestellt ist.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Das Problem heisst Antisemitismus“, einer Koproduktion von Ringlokschuppen Ruhr, Literaturbüro Ruhr, VHS Mülheim und Makroscope. Gefördert durch LAG Soziokultur und die Kunststiftung NRW.